Die Familie Roßdorf

 

Ich möchte hier die Familie meiner Großmutter, Ilse Roßdorf, etwas ausführlicher beschreiben. Die Linie der Roßdorfs lässt sich derzeit bis zur Mitte des 18. Jahrhun­derts nachweisen.

 

Ausgangspunkt ist der Johann Christoph Rußdorf, Arbeitsmann in Barby. Er wurde 1750 geboren, am 21. September 1783 heiratete er in Barby in zweiter Ehe die Johanna Regina Ziegler. Sie starb am 2.3.1802, er ging am 12.9.1802 eine dritte Ehe ein. Bekannt sind 2 Kinder, der älteste Sohn starb bereits im Alter von knapp 2 Jahren.

 

Johann Christoph Rußdorf, geb. am 23. Juli 1787 in Barby, getauft am 27. Juli. Als Berufe werden für ihn Arbeitsmann, Holzstreckenwärter und Dienstknecht angegeben. Am 27. Juli 1817 heiratet er in Barby die Johanna Dorothea Christiane Schunke, geb. 27. März 1781 in Barby (für sie die zweite Ehe). Drei Kinder sind bekannt. Johann Christoph erhängte sich am 17. Mai 1845 und wurde am 20. Mai in Barby begraben. Seine Frau starb nur knapp 2 Jahre später am 15. März 1847 am Schlagfluß (Schlaganfall) und wurde am 18. März in Barby beerdigt.

 

Christian Gottfried Heinrich Rußdorf wurde am 21. August 1823 in Barby geboren und am 31. August getauft. Er wird als Schiffer bezeichnet. Am 16. November 1851 heiratet er in Nienburg Sophie Charlotte Höppner, geb. 18. Juni 1831 in Nienburg. Vier Kinder sind bekannt. Zur Hochzeit ihres ältesten Sohnes lebten beide noch, genaue Sterbedaten sind unbekannt.

 

August Gottfried Heinrich Gottlieb Roßdorf, geb. am 2. Juli 1852 in Nienburg und die Dorothee Johanna Christiane Alsleben, geb. am 24. De­zember 1853 in Neundorf. Beide heirateten am 11. Mai 1878 (kirchlich 12. Mai in St. Nicolai, Bernburg) in Nienburg. Im Zeitraum von 1878 bis 1887 gebar Dorothee 8 Kinder in Nienburg, von denen allerdings 4 bereits kurz nach der Geburt verstarben (Wohnung in Nienburg Gürgensberge Nr. 19). 1890 zog die Familie um nach Zerbst, August war dort als städtischer Bademeister be­schäftigt. In Zerbst wurden weitere 5 Kinder geboren, von denen ein Junge allerdings bereits 4 Monate nach der Geburt verstarb. Die Familie zog mehrfach innerhalb von Zerbst um, wahrscheinlich bedingt durch die wachsende Kinderzahl. Nachgewiesen sind die Anschriften (in chronologischer Reihenfolge) Heidetorplatz 5, Dobritzer Straße 3, Alte Brücke 15, Ankuhnsche Straße 5, Dobritzer Straße 5.

Um 1904/05 herum zieht die Familie nach Dessau, August ist hier als Heilpraktiker (auch als Naturheilkundiger genannt) tätig; als Anschrift ist 1905 die Angerstraße 8 genannt, von 1906 bis 1916 die Teichstraße 29a.

  

Er stirbt am 22. April 1909. Seine Frau Dorothee wohnt spätestens ab 1919 in der Fürstenstraße 15 (heute Friedrich-Naumann-Straße), auch andere Familienmitglieder wohnen dort für mehr oder weni­ger lange Zeit; mehr dazu dann bei den entsprechenden Personen.

Nachstehendes Foto der Familie muss um 1911 herum entstanden.

Jede Person hat eine festgelegte Nummer erhalten, damit bei mehrfachen Nennun­gen eine eindeutige Zuordnung möglich ist.

Die Töchter Roßdorf mit ihrer Mutter Dorothee Roßdorf, geb. Alsleben
Von links: Lina (3.) mit ihren Kindern Leni (3.2)  und Fred (3.1), Käthe (8.), Grete (5.), Trude (7.), Rose (6.), Hanni (4.)

 

  1. Der älteste Sohn des Paares war Friedrich Karl August Roßdorf, geb. am 5. November 1878 in Nienburg. Bei seiner Hochzeit am 26. Dezember 1900 in Zerbst mit Meta Anna Pape wird als Wohnort für ihn Gommern, Haagenstraße 4, angegeben und als Beruf – wie sein Vater – Bademeister. Offensichtlich war er auch als Heilpraktiker tätig und schrieb ein Buch über seine Anwendungen. Seine Schwester Käthe (8.) erbte dies, musste es aber bei der Flucht aus Breslau 1945 zurücklassen.

August Roßdorf

                                                                                                           2. v. links Meta Pape, dann verm. Kurt Roßdorf (1.2), rechts August Roßdorf
                                                                                                           Die beiden älteren Damen könnten die Mütter von M. Pape und A. Roßdorf sein

 

Zwischen 1901 und 1908 hat das Paar 4 Kinder und wohnt in dieser Zeit in Branden­burg a.d.H. Folgende Anschriften ergeben sich aus den Brandenburger Adressbüchern: 1901-1903 Nikolaistraße 16 (heute Vereinsstraße), 1904 Gutenbergstraße 41, 1905 Dom 15 (gemeint ist wahrscheinlich die heutige Straße Domlinden), 1906-1907 Sieberstraße 1 Toreingang, 1908-1909 Kurstraße 4, 1910 Neustädtische Heidestraße 48. In den Adressbüchern wird er 1902 als Schwimmmeister aufgeführt, ab 1903 als Klavierbauer-, Stimmer und Reparateur genannt, 1905 auch unter Gewerbebetrieben aufgeführt, "eigene Bau- und Reparaturwerkstatt". Interessant ist, dass er unter den Gewerbebetrieben 1908 mit einer zoologischen und Vogelfutterhandlung in der Annenstraße 5 (heute St.-Annen-Straße) genannt ist. 1909 wird seine Farben- und Vogelfutterhandlung in der Kurstraße aufgeführt, also unter der Wohnanschrift der Familie. Offensichtlich hat er dieses Geschäft dann verkauft oder abgegeben, denn 1910 wird eine Vogelfutterhandlung (und Händler) von Hermann Erstling in der Kurstraße 4 genannt. Dazu passt die Erinnerung von Johanna Mehlitz (1.1.1), die von ihrer Mutter Käthe Roßdorf (1.1) erzählt bekommen hatte, dass bei ihrer Schwester Ilse Roßdorf (1.4) immer ein Leguan (oder ein „krokodilartiges“ Tier) im Kinderwagen geschlafen hätte. Auch die zoologische Handlung erwähnt sie, bezieht diese aber auf den späteren Wohnort Hamburg – ich habe bisher aber noch keinen Nachweis finden können, dass A. Roßdorf eine solche auch in Hamburg betrieben hat.

Im Laufe des Jahres 1910 muss die Familie nach Hamburg umgezogen sein, wohnhaft zunächst in der Sternstraße 49 H. 3 in St. Pauli (hier aber erst ab Adressbuch 1912 nachgewiesen), ab 1914 in der Rehmstraße 15 im Stadtteil Winterhude. August Alfred arbeitet als Klavierstim­mer bei der Pianofortefabrik Helmholz. Nicht geklärt ist derzeit, warum August Roß­dorf im Dessauer Adressbuch von 1911 in der Teichstraße 29a, also die Anschrift, wo zu dieser Zeit seine Mutter und einige seiner Schwestern wohnten, aufgeführt ist. Andererseits ist für seine Tochter Käthe der Schulbesuch in Hamburg ab Oktober 1910 bescheinigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Foto ist 1912 entstanden (müsste in der Sternstraße sein) und zeigt die Mutter Meta Pape mit den 4 Kindern, hinten Käte (1.1) und Kurt (1.2), vorne Walter (1.3) und Ilse (1.4)

Meta Pape stirbt im Alter von nur 30 Jahren am 14. Dezember 1912 im UKE Ham­burg. August Alfred heiratet erneut und zwar die Linna Alwine Marie Lunow. Mit dieser Frau hat er zwei Kinder, Hans Karl-Heinz (geb. 14. April 1914) und ein weiteres Kind, welches kurz nach der Geburt verstirbt und am 22. September 1915 auf dem Öjendorfer Friedhof begraben wird. Nur zwei Tage später stirbt August Alfred im UKE und wird am 28. September 1915 ebenfalls auf dem Öjendorfer Friedhof begra­ben.

Rehmstraße 15, links 1916, oben 1985

Da die Stiefmutter offensichtlich nicht gut ist zu den 4 Kindern, werden diese von der Familie Roßdorf nach Dessau geholt. Sie wohnen dort bei ihrer Großmutter Dorothee Alsleben in der Fürstenstraße. Die Spur der Stiefmutter und ihres Sohnes Karl-Heinz verliert sich – im Adressbuch 1919 ist sie letztmalig in der Rehmstraße als Witwe ge­nannt. Im Adressbuch von 1920 ist eine Frau Lunow in der Mühlenstraße 13 ge­nannt, aber ob es sich um die gleiche Person handelt, ist Spekulation.

Die Stiefmutter Linna Lunow mit den Kindern; auf dem Tisch ein Foto des verstorbenen Vaters

 

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