Das Tagebuch von 1861 bis 1864

 

Beginnen möchte ich mit Auszügen aus dem 1937er Artikel des Erich von Roda.

In aller Beschaulichkeit hat dieser Ahnherr einer angesehenen Familie unseres Ortes ein Tagebuch geführt, dass sich heute noch sehen lassen kann. Täglich hat er seine Eintragungen vorgenommen, und nichts und keine Seite seines Lebens ist dabei unberücksichtigt geblieben.  ……  Innig ist der Oberhöfer noch mit dem Wald verwachsen, und so ist auch unser Christian Hofmann Holzhauer. Darüber hinaus baut er Wagen und Schlitten aller Größe. Im Winter geht er schlachten. Bis nach Zella wird er hierzu geholt. Alljährlich baut er seine Kartoffeln und seinen Hafer selber. Das letztere muß uns wirklich verwundern. Wir sehen ja auch heute noch spärlichen Hafer auf den wenigen Feldern um unseren Ort, aber reif wird er nicht. Aus jener Zeit aber entnehmen wir dem Tagebuch, dass der Hafer gewöhnlich Ende September reif war und sodann in wenigen Tagen gedroschen wurde!

 

In seinen Eintragungen beschreibt Christian Hofmann, dass er Holz, Steine Gras und Mist gefahren hat, dass er, vor allem im Herbst und Winter, Schweine, Kälber und Kühe geschlachtet und Wurst gemacht hat, nicht nur für sich, auch für viele andere Bewohner Oberhofs. Im Juli hat er außerdem Gras und Heu gemacht, im Herbst die Kartoffeln geerntet. Da Oberhof arm war, musste gefrohnt werden. Alljährlich um Pfingsten herum mussten einige Tagewerke unentgeltlich für die Gemeinde gearbeitet werden. Auch hat er anderen Dorfbewohnern geholfen, indem er z.B. Schiefer für diese gefahren hat.

 

Besondere Ereignisse fanden auch ihre Erwähnung, z.B. am 4. Februar 1861: „ da hat sich unser damaliger Forstgehilfe Walter vorsätzlich erschossen.“. Am 12. Januar 1862: „da ist mein Herr Pathe Mund gestorben“ (Anmerkung: Johann Christian Mund, Oberholzhauer und Forstkreiser). Am 1. März 1862: „Den 1 März hat sich August Mund mit der Schlitten an der Brandleite Todt gefahren und den 2. März hatte seine Schwester Hochzeit. Ein sehr Trauriger fall.“.

 

Im März 1861 beschreibt er erstmals, dass er mehrfach in der Korkenfabrik in Gotha war. Von Roda fasst dies wie folgt zusammen:

Nachdem er dann hier das „Körkeschnitzen“ erlernt hat, übt er es fleißig zu Hause aus. Wochenlang hat er neben seiner üblichen Arbeit immer wieder eingetragen: „Körke geschnitzt“. Waren genug fertig, so können wir lesen: „Körke gezählt“. Am nächsten Tage ging er sodann nach Gotha zum Abliefern. Meistens kehrte er auch am gleichen Tage wieder nach Oberhof zurück. Eine wahrhaft stattliche Leistung! Ein Jahr später hat er diese Tätigkeit dann offensichtlich beendet, am 26.7.1862 schreibt er „war ich in Gotha habe mein letzten Körke abgeliefert.“

 

Auch mit der ständigen Frage der Oberhofer Wasserversorgung war Christian Hofmann befasst. Dazu wieder Zitate aus dem Artikel des von Roda.

Groß war von jeher die Wasserfrage auf unserer Höhe. So musste denn sehr oft besondere Sorgfalt auf die Brunnenleitungen verwendet werden. Immer wieder gab es an der „Brunnfahrt“-Rohrleitung zu arbeiten. Hölzerne Röhren scheinen gerade damals aus der Mode gekommen zu sein, man bediente sich lieber der Tonröhren, die dichter waren und nicht so leicht Wurzelwerk hineinwachsen ließen. Auch Hofmann beschafft sich solche. Da die nächsten in Elgersburg hergestellt wurden, fährt er also mit dem Schiebekarren sage und schreibe bis dahin und holt sich welche!

ein damals gebräuchlicher Schiebekarren

 

Mit einem solchen Karren legte Christian Hofmann die Strecke zurück. 9 Kilometer Luftlinie zwischen beiden Orten, mit dem Auto fährt man heute 25 Kilometer. Nur wer einmal diese Strecke mit seinen steilen Anstiegen und Abfahrten von Oberhof nach Elgersburg und zurück gewandert ist, kann sich von dieser Arbeit mit schwerer und schwankender Last auf einer einrädrigen Karre ein reelles Bild machen!

Im Oktober 1862 schreibt er in sein Tagebuch:

2.-4. Brunnenröhren gelegt

  1. Brunnenröhren mit gelegt
  2. Brunnenröhren geholt mit den Schiebekarren in Elgersburg (da er jeden Tag auch das Wetter notierte, wissen wir, dass es an diesem Tag wenigstens schön war)

8.-9. Brunnenröhren mit gelegt

27.-30. In der Brunnfahrt an Lochbrunn (Wintersicherung der Wasserversorgung); am 28. hat er zwischendurch noch ein Schwein geschlachtet

Anfang November setzte sich das noch für einige Tage fort, bis er am 14.11. notiert: die Brunnleitung zu gemacht.

 

Christian Hofmann war also auch für das Allgemeinwohl des Ortes tätig. Die Brunnenleitungen wurden von ihm ganzjährig in Schuss gehalten.

Aber auch anderweitig war er viel in der Umgebung unterwegs, um etwas zu transportieren, Besorgungen zu machen. Immer wieder ist er in Gotha, Suhl, Zella, Mehlis, Dörrberg, Oberpörlitz usw. So schreibt er z.B. am 10. März 1863: „bin ich mit unser alten Kuh bis nach Liebenstein“.  Am 11. März: „nach Arnstadt auf den Viehmarkt und habe sie verkauft“. Am 12. März ist er dann nach Oberschönau und hat eine andere Kuh gekauft und am 13. März ist er nachhause zurückgekehrt.

Zu einer aktiven Militärlaufbahn von Christian Hofmann ist nichts bekannt. In seinem Tagebuch schreibt er am 9. November 1862: „bin ich zum 4. mal nach Gotha zur Losung“ (Anm.: Vorschriften und Praktiken zur Aushebung und Gewinnung von Rekruten für den Militärdienst). am 10. ist er von Gotha nachhause zurückgekehrt. Nachstehendes Dokument erhielt er:

 

Für den Tag seiner Hochzeit am 7. Juni 1863 hat er einen längeren Eintrag verfasst: „Unsere Hochzeit meiner und meiner Therese. An unserem Hochzeitstag war es früh Regen dann wechselte Sonnenschein mit Regenstürmen ab. In die Kirche sind wir ohne Regen gut gekommen und auch wieder nachhause.“. Den Tag danach notiert er, dass er zuhause war, dann geht es auch schon wieder mit der Arbeit los: „9. Juni in Sterngrund an der Schoße“ (Chaussee).

 

Jeden Tag arbeitet er, nur an den Sonn- und Feiertagen ist er zuhause (wenn er denn mal an Werktagen zuhause ist, dann gibt es auch da genug zu tun, z. B. schlachten und Wurst machen). Nur wenige Ausnahmen gibt es, so ist er am 22. Februar 1864, den Tag nach der Geburt seines ersten Sohnes, mal für einen Tag zuhause. Und Krankheit – entweder war er sehr gesund oder hat sich nicht von Krankheiten beeinträchtigen lassen. Nur sehr wenige Einträge dazu gibt es: am 15. April 1864 „war ich krank“, am 10. Mai „zu Hause ich hatte ein bößes Bein“ und der gleiche Eintrag noch einmal am 5. Dezember. Mehr Krankheitstage hat er nicht notiert.

 

Christian und Therese hatten vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, geboren zwischen 1864 und 1871. Die Familie muss harte Winter in Oberhof erlebt haben. Im Winter 1859/60 wurde eine Schneehöhe von 5,25 Metern gemessen, im Winter 1864/65 gar 5,75 Meter.

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