Geschichten rund um das Cafe Hofmann in Oberhof

 

Im Jahr 1883 wurde das Geschäft, damals zunächst Bäckerei, durch Johann Christian August Hofmann, meinem Ururgroßvater, gegründet. 1887 wurde es vom ältesten Sohn von Christian und Therese Hofmann, Karl Leopold Albert Hofmann, geboren am 21.2.1864, übernommen. In erster Ehe mit Friederike Auguste Werner (Hochzeit am 13.3.1889) hatte Leopold vier Kinder, Rudolf, Gertrud, Margarete und Anneliese. Seine Frau starb 1913 im Krankenhaus in Erfurt an einer Bauchfellentzündung, Leopold heiratete daraufhin die Elisabeth Strommer.

 

Hier das ursprüngliche Gebäude, das später zum Cafe Hofmann werden sollte und welches 1865 am Standort der ehemaligen Schmiede errichtet wurde, rechts daneben der Domänengasthof, der 1906 abgerissen wurde. Zunächst war hier aber die Schule untergebracht.

 

Auf diesem Bauplan von 1873, der den Bau eines Spritzenhauses an der Rückseite des Schul-Stallgebäudes vorsieht, ist das „Würfelhaus“ gut zu erkennen.

Im Jahr 1892 verlegte Leopold das Geschäft von der Tambacher Straße in die Zellaer Straße 29. Nachstehender Plan zeigt den Ausbau des Hauses.

Im gleichen Jahr wurde Leopold zum Herzoglichen Hofbäcker ernannt.

Anzeige aus dem Kuranzeiger vom 26. Mai 1894

War es vor 1892 in Oberhof noch üblich bei Erkrankungen aller Art, die Ärzteschaft in Zella St. Blasii oder in der Kreisstadt Ohrdruf aufzusuchen, gab es seit der Seuchengefahr aus Richtung Hamburg nunmehr auch eine regelmäßige medizinische Versorgung im Ort: „Dr. med. Erhardt in Zella St. Blasii hält als Badearzt für Oberhof daselbst in der Wohnung des Herrn Hofbäcker Hofmann Montag, Mittwoch und Freitag Nachmittag von 3 – 4 Uhr Sprechstunde“.

Für die Jahre 1895 bis 1908 liegt ein Tagebuch von Leopold vor, in dem er in erster Linie den Geschäftsbetrieb in seinem Cafe beschrieben hat.

1908 feierte er sein 25jähriges Jubiläum als Bäcker und Konditor.

Auf dieser Aufnahme von 1913 sehen wir Leopold als 2. von links mit der Bezeichnung „Alte Hofbäcker“.      

In Griebens Reiseführer von 1915 ist unter der Rubrik Unterkunft und Verpflegung folgendes aufgeführt:

Kaffeehaus Hofmann, Zellaer Straße 29. Café, Bäckerei und Konditorei. Seit 1912 mit sehr geräumigen, neuen Gastzimmern.

Unter der Rubrik Privatwohnungen ist Leopold Hofmann nochmals aufgeführt. Die angegebenen Preise beziehen sich auf Zimmer mit Bett pro Woche: Leopold Hofmann, Zellaer Straße 29, 14-20 M. (Tel. 34).

Die Plätzchen aus dem Cafe Hofmann müssen wohl von besonderer Qualität gewesen sein, da sie sogar den Sohn von Kaiser Wilhelm begeistert haben. Auf der Rückseite der nachstehenden Postkarte von 1917 schrieb er an Gertrud Hofmann, die Tochter von Leopold:

 „Verehrtes Frl. Hofmann! Würden Sie die Freundlichkeit haben, von den ausgezeichneten „Plätzchen“ (in Herzform und rund) die gleiche Anzahl wie neulich mit Rechnung an das Hofmarschallamt S.K.H. des Prinzen A. W. v. Preußen, Berlin, Wilhelmstr. 72 als Wertpaket zu schicken. Sie haben mir hier draußen in Russland als 1. Frühstück sehr gute Dienste geleistet. Bin noch oft Ski gelaufen hier, da der Winter nicht weichen will. Mit bestem Gruße Ihr August Wilhelm Prinz v. Preußen“

Mit einer weiteren Postkarte hat der Prinz die „Plätzchen“ später nachbestellt.

"Sehr verehrtes Frl. Hofmann! Mit meinem vorjährigen Anliegen komme ich auch dies Jahr, um etwas Backwerk, wenn Sie es abgeben können u. dürfen. Das andere hat sich z.T. bis jetzt gehalten u. wurde von meinen Jungen, da solche Ware hier sehr knapp, mit Begeisterung gegessen. Also wenn ja bitte als Wertpaket an mich nach Posen, Residenzschloß. - Wir haben einige schöne Ski-Tage hier gehabt, nun ist leider alles fortgetaut. Herzl. Gruß an Fr. Welz und guten Besuch. Ihr August Wilhelm Prinz v. Preußen"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leopold vor dem Cafe mit seiner Tochter Margarete

Das Cafe im Jahr 1907

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus einem Reiseführer von 1914

Cafe Hofmann 1918

Vom 1. bis 4. Februar 1907 fand in Oberhof das II. Wintersportfest des Thüringer Wintersportverbandes statt. In diesem Rahmen wurde auch ein Bobrennen ausgetragen, welches als die 1. Deutsche Meisterschaft im Bobsport gilt. Pilot des Bobs "Deutscher Michel" war Leopold Hofmann.

Am Steuer Leopold Hofmann                                                                                                                                                                                   Der Pokal                                   

Leopold und seine Mannschaft gewannen damit den zum ersten Mal ausgefahrenen Goldpokal des Deutschen Kronprinzen. Dieser Wanderpokal ging 1912 an die Freie Schulgemeinde nach Wickersdorf und ist dort verschollen.

Auf der Jahreshauptversammlung des Wintersport-Vereins Oberhof am 5.11.1911 wurde Leopold Hofmann zum Bobsleigh-Sportwart gewählt.

Wie aus Leopolds Reisepass hervorgeht, verbrachte er fast den ganzen April 1922 in Österreich.

Leopold mit seiner 2. Frau Elisabeth und seinen Enkeln Liselotte und Rudi. Die Aufnahme muss um 1925 herum entstanden sein.

Nachstehnd sehen wir die Postausweiskarte von Leopold, ausgestellt 1925 und unterschrieben von seinem Schwiegersohn, dem Postsekretär Carl Emil Stolberg.

Leopold war MItglied im Schützenbund, wie die nachstehende Mitgliedskarte von 1926 zeigt.

Am 5. Juni 1926 wurde Leopold ein Jagdschein für das Jagdjahr 1926/27 ausgestellt.

Von diesem Jagdschein hatte er allerdings nicht mehr viel, denn am 30.7.1926 erlag Leopold einem Herzschlag.

Das Grab auf dem Waldfriedhof Oberhof existiert heute noch, da eine Nachfahrin von Leopold, Brigitte Zindel aus Karlsruhe, Unterhalt und Pflege des Grabes finanziert.

 

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