Der Sohn Rudolf

Rudolf Hofmann (Cousin meines Großvaters Werner und nach dessen Tod Vormund meines Vaters), geboren am 1. August 1889 in Oberhof. Auf dem nachstehenden Foto von 1894 ist er rechts stehend neben der Frau zu sehen, neben ihm sitzt seine Schwester Gertrud.

 

Rudolf wurde bereits wenige Tage nach Beginn des 1. Weltkrieges zur Armee eingezogen.

                                                 Rudolf ist ganz links zu sehen

 

 

 

 

 

 

Auf der Rückseite dieser Postkarte hat er folgendes geschrieben:

April 1915

Zur Erinnerung an den Schützengraben Höhe 150 ! Mit treu deutschem Freundschafts Gruß

Rudolf Hofmann

Wo er sich befand, lässt sich anhand der Fotos nicht feststellen. Aufgrund der Angaben ist entweder die 2. Flandern-Schlacht an der Westfront oder die Schlacht am Zwinin an der Ostfront denkbar.

In erster Ehe mit Anna Huhn hatte er eine Tochter und einen Sohn.

Rechts Anna Huhn mit den Kindern Liselotte und Rudi.

1919 übernahm Rudolf das Cafe Hofmann von seinem Vater.

Sohn Rudi im Cafe Hofmann, um 1926/27

 

Im Grieben-Reiseführer für Oberhof von 1930 ist unter Pensionen folgendes aufgeführt: In der Zellaer Str. Nr. 29 Konditorei Hofmann, 10 Betten, 7-8 Mark, Zentralheizung. Außerdem noch einmal unter Restaurants und Cafes genannt: Konditorei und Cafe Hofmann, nachmittags und abends Konzert.

Grieben-Reiseführer von 1935: Pension und Cafe Hofmann, 22 Betten, 5 1/2-6 Mark, 4 Zimmer mit fließend Wasser, ganzjährig.

Diese Mappe, die den Oberhofer Kuranzeiger enthielt, hing 1928 im Cafe Hofmann.

 

Auch Rudolf war wie sein Vater Leopold mit dem Bobsport verbunden. 1928 ist er 2. Vorsitzender und 1. Schatzmeister des Bob-Clubs Oberhof. Neun Hotels zierte 1928 das offizielle Schild des Deutschen Bobverbandes, eines davon hing an der Konditorei Hofmann. Im Herbst 1932 trat das Gau Thüringen aus dem Deutschen Bobverband (DBV) aus und gründete den Bob-Verband von Deutschland (BvD), da man die Thüringer Bobsportler benachteiligt sah. Der mehrfache deutsche Bobmeister Otto Griebel schrieb an Rudolf Hofmann u.a. „…….und ich nehme an, dass Thüringen wieder in den Verband eintritt.“ Hofmann sah das allerdings nicht so und antwortete Griebel am 5. Dezember 1932: „….zumal die erneute Art, welche Hachmann (Anmerkung: Vorsitzender des DBV) an den Tag legt, jede Wiedervereinigung verhindert. Der kleinste Pimpf kann sich diese aber auf keinen Fall bieten lassen und ich behaupte, dass Hachmann bewusst die Wiedervereinigung verhindern will.“ 

 

 

Schlecht war es um die Finanzen des Bobclubs Oberhof bestellt, das geht aus diesem Brief des Schatzmeisters Rudolf Hofmann an Otto „Bobby“ Griebel hervor: „Daß der Club vollkommen abgebrannt ist, ist weder zu verhehlen, noch ein Geheimnis. Unser gesamtes Vermögen haben wir der Gemeinde Oberhof übereignet, da dieselbe ohne Deckung keine finanzielle Unterstützung mehr leisten will. Da es sich im Endeffekt gleich bleibt, wer in Oberhof das Vermögen besitzt, haben wir notgedrungen die Übereignung vornehmen müssen. Wenn wir als Club rückwärts gegangen sind, so ist das nicht mehr und nicht weniger der Fall wie in anderen Clubs auch und ist ein Zeichen unserer fürchterlichen Zeit. Wir hoffen nun auf einen guten Winter, um unseren Bobsport in diesem Jahr ausgiebig betreiben zu können, zumal die Gemeinde Oberhof in anerkennender Weise nicht nur die Wadebergbahn, sondern auch die herzogliche Bobbahn mit Erdreich gut ausgebaut hat.“

Auch anderweitig war Rudolf in Oberhof aktiv, wie nachstehendes Scheiben zeigt.

                                                                                                                                                                                                                  Rudolf Hofmann am 10.9.1950

Bei diesem Foto bin ich mir recht sicher, dass hier Rudolf (in dunkler Kleidung vor dem Wagen) zu sehen ist. Da er selbst keinen Wagen besaß, ist davon auszugehen, dass der Wagen einem Gast gehörte. Zeitlich lässt sich die Aufnahme wie folgt einordnen: der Wagen, ein Adler Trumpf, wurde ab 1932 gebaut. Hinten links ist der Schweizerhof zu sehen, es fehlt hier aber der Anbau, der erst kurz vor dem Krieg errichtet wurde. Von daher ist von einem Aufnahme-Zeitpunkt zwischen 1932/33 und 1938/39 auszugehen.

Am 22.9.1933 fand im Cafe Hofmann die Gründungsversammlung des Kirchenbauverein Oberhof e.V. zum Neubau der Kirche statt. Im gleichen Jahr feierte Rudolf das 50jährige Bestehen des Cafe Hofmann, siehe dazu nachstehende Karte.

Die beiden nachfolgenden Dokumente von 1936 belegen den Eintrag des Cafe Hofmann in das Handelsregister.

Diese Aufnahme ist zwischen Ende 1935 und 1939 entstanden. Die Menschen warten vor dem Cafe Hofmann auf Adolf Hitler, der zu diesem Zeitpunkt in der Oberen Schweizerhütte zum Mittagessen sitzt. Nach einem anschließenden kurzen Stopp in Oberhof fuhr er weiter nach Suhl in die Sauckelwerke (ehemalige Fa. Simson, ab November 1935 auf Fritz Sauckel, Reichsstatthalter in Thüringen, übertragen).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Postkarte geschrieben von Rudolf, es geht um seinen Sohn Rudi.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Milchkännchen aus dem Cafe Hofmann

1948 starb Rudolfs Frau Anna im Alter von 60 Jahren.                                      

Interessant ist folgendes Dokument von 1949, mit welchem die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft belegt wird. Was war wohl der Grund und wer war der Prokurist?

Als Besitzer des Cafe Hofmann waren Rudolf und seine kleine Familie ebenfalls von der Enteignungs- und Vertreibungsaktion 1950 betroffen. Einen Monat nach der Vertreibung heiratete er in Greiz die 32 Jahre jüngere Margarete Sonnenberg, die 3 Wochen später eine Tochter gebar – das Mädchen starb allerdings 2 Tage später. Etwas über ein Jahr später wurde wieder ein Mädchen geboren, welches allerdings noch am gleichen Tag verstarb. Schließlich zog das Paar nach Lörrach in Baden-Württemberg, wo 1953 und 1954 zwei Söhne geboren wurden.

Rudolf war bereits enteignet, die Margarethe Hofmann bereits tot und 1953 wurde dann auch der Anteil am Cafe von Gertrud Hofmann auf die HO-Gaststätte umgeschrieben.

Nach einigen Jahren kehrte die Familie nach Oberhof zurück, da Margarete Sonnenberg schwer krank war und man in Oberhof auf ihre Heilung und auch in wirtschaftlicher Hinsicht auf Besserung hoffte. Das nachstehende Dokument zeigt, dass Rudolf 1956 einen Antrag auf Rückkehr gestellt hatte.

 

 

 

 

                                                                                                                                                             Margarete Sonnenberg

1958 nahm sich Margarete Sonnenberg, die in Oberhof eine anerkannte Hebamme war, das Leben. Die beiden Söhne lebten dann bei den Eltern ihrer Mutter, während ihr Vater noch mit 69 Jahren arbeiten musste, um seine Familie zu ernähren. Am 23. Mai 1965 starb Rudolf Hofmann, als Vormund für die beiden Söhne wurde der Bruder ihrer Mutter, Willi Sonnenberg, eingesetzt.

Rudolf mit seinen Söhnen Christian und Rudolf vor dem Cafe Luisensitz

Das Grab von Rudolf, seinen beiden Frauen Anna und Margarete und seinem ältesten Sohn Rudi auf dem Oberhofer Waldfriedhof, Grab nicht mehr existent.